„Operation Bruckmandl“

 Rettungsaktionen für ein Regensburger Wahrzeichen

Das Bruckmandl auf der Steinernen Brücke in Regensburg (Foto: Riedl-Valder)

Das Bruckmandl auf der Steinernen Brücke in Regensburg (Foto: Riedl-Valder)

Eines der bekanntesten Wahrzeichen Regensburgs, das Bruckmandl auf der Steinernen Brücke, bietet für Touristen und Einheimische nun seit Monaten einen traurigen Anblick. Die Figur, die an der höchsten Stelle der Brücke an der westlichen Brüstung auf einem Steinsockel etwa elf Meter über dem Donaustrudel thront, verlor in der Nacht zum 27. Dezember 2012 auf ungeklärte Weise den rechten Arm. Auch der Kopf ist angeschlagen, und vom Regensburger Stadtwappen ist ein Stück abgeplatzt.

Die Stadt erstattete daraufhin Anzeige gegen Unbekannt. Experten schlossen nämlich nicht aus, dass die Kultfigur mutwillig beschädigt wurde. Trotzdem wollte man auf Nummer sicher gehen und engagierte noch Mitte Januar Taucher der Deutschen Lebensrettungs­gesellschaft. Diese erklärten sich ehrenamtlich bereit, im etwa sechs Grad kalten Donauwasser nach den Steinfragmenten im Fluss zu suchen. Mit einem Lot wurde die Stelle eingegrenzt, an der der Arm ins Wasser gefallen sein könnte und dann im Umkreis von vier Metern der ganze Bereich unter Wasser durchforstet. Doch auch der durchgegrabene tiefe Schlamm brachte keine entsprechenden Funde zutage. Daraufhin wurden zahlreiche Flyer gedruckt, um Hinweise auf den Verbleib des Arms zu sammeln. Obwohl die Brücke zu allen Tageszeiten gut frequentiert isr, fand sich kein Zeuge, der einen maßgeblichen zerstörerischen Akt beobachtet hätte.

Eine bekannte Regensburger Brauerei startete dann mit der „Operation Bruckmandl“ ein Werbemaßnahme, denen weitere folgten, richtete auf „Facebook“ eine eigene Seite ein und verpflichtete sich, von jeder getrunkenen Flasche eines gleichnamigen Bieres einen Cent zur Wiederherstellung des Wahrzeichens zu spenden. Die Internetseite hatte schon in der ersten Woche über 8000 Besucher und rund hundert Kommentare, die bewiesen, wie sehr das Schicksal der Figur die Regensburger bewegt. Die Sage vom Brücken- und vom Dombaumeister, die mit diesem Wahrzeichen verbunden ist, kennt nämlich jeder Einheimische. Darin wird erzählt, dass die beiden eine Wette darüber abschlossen, wer mit seinem Bauwerk schneller fertig würde. Nachdem der Brückenbaumeister bald in Verzug mit seiner Arbeit war, ließ er sich auf einen Pakt mit dem Teufel ein. Dieser soll ihm geholfen haben, die Steinerne Brücke in nur 11 Jahren zu erbauen, während der Regensburger Dombau 250 Jahre lang dauerte. Doch als Lohn für seine Hilfe hatte der Teufel die ersten drei Seelen, die über die Brücke gehen, gefordert. Nun verfiel der Brückenbaumeister auf eine List, um seine und andere menschliche Seelen zu retten. Er jagte einen Hund und zwei Hähne über die Brücke. Der Teufel war darüber so zornig, dass er sein Werk wieder zerstören wollte, was ihm nicht gelang, denn es war ja teuflisch gut gebaut. Schließlich sprang er in die Donau und fuhr von dort direkt in die Hölle, wodurch der Sage nach der gefährliche Donaustrudel entstand. Die Figur des Bruckmandls soll den Brückenbaumeister darstellen, der in südliche Richtung zum Dom blickt, um zu prüfen, wie weit dieser schon fertig ist.

Die Skulptur des Brückenmännchens ist im Laufe der Geschichte mehrmals erneuert worden. Sie wurde im Jahr 1446 erstmals erwähnt und wurde laut Bauamtschronik 1579 zerstört. Auch die zweite Figur ist öfters mutwillig beschädigt worden. Als sich Franzosen und Österreicher im Jahr 1809 auf der Steinernen Brücke einen Kampf lieferten, verlor die Figur Arme und Beine. Ein Sturm riss ihr 1817 den Kopf ab. Seine Überreste kann man heute im Historischen Museum besichtigen. Die aktuelle Ausführung wurde erst 1854 aufgestellt und ist ein Werk des Bildhauers Anton Blank, Die Gestalt soll im Mittelalter, neben der Sage, die sich um sie rankt, auch die städtischen Freiheitsrechte und die Emanzipation der Bürger aus der Vormundschaft des Bischofs symbolisiert haben. Manche behaupteten aber, sie sei lediglich als Wegweiser Richtung Süden gemeint. Bis heute weiß man nicht, ob der Sandstein, aus dem das amputierte Bruckmandl gefertigt ist, brüchig war und abbröckelte oder ob ein radikaler Anschlag die Ursache war.

Kulturreferent Klemens Unger bezog nun Stellung, wie man weiter vorgehen will, falls der Arm des Bruckmandls unauffindbar bleiben sollte. Es besteht einerseits die Möglichkeit, lediglich einen neuen Arm ansetzen zu lassen. Die bereits durchgeführten Computerscans würden eine exakte Nachbildung ermöglichen. Ebenso wird jedoch in Betracht gezogen, das beschädigte Bruckmandl zu entfernen und ein ganz neues anfertigen zu lassen. Im Falle eines vollständigen Austausches wäre dies die vierte Statue. Man würde dafür einen Künstlerwettbewerb ausrufen. In jedem Fall müsste ein neues Bruckmandl aus Witterungsgründen aus einem anderen Material als dem jetzigen Grünsandstein hergestellt werden. Weiter gilt es zu überlegen, ob man die Statue, egal ob ausgebessert oder neu, nicht in Abstimmung mit der derzeitig laufenden Sanierung der Steinernen Brücke wieder aufstellen sollte. Da sich hier jedoch große zeitliche Verzögerungen auftun, wird sich am lädierten Anblick des Regensburger Bruckmandl bis zum Jahr 2015 vermutlich nichts ändern. Angesichts dieser Probleme kam dem Facebook-Bruckmandl schon ein schrecklicher Verdacht: „Ob hinter all dem vielleicht der Teufel steckt ...?“

Text und Fotos Chr. Riedl-Valder

Altbayerische Heimatpost, 65. Jg., Nr. 33 (12. - 18.8.2013), S. 19

Regensburg, Steinerne Brücke mit Bruckmandl (Foto: Riedl-Valder)

Regensburg, Steinerne Brücke mit Bruckmandl (Foto: Riedl-Valder)