Sachliteratur
Aus der Oberpfalz – Sitten und Sagen
Franz Xaver von Schönwerth: Sitten und Sagen aus der Oberpfalz.
Neuausgabe bearbeitet von Harald Fähnrich. Mit Illustrationen von Eva Sixt. Verlag Eckhard Bodner, Pressath 2010, ISBN-Nr. 978-3-937117-80-5, 29,90 €.Rechtzeitig zum 200. Geburtstag des großen Oberpfälzer Sitten- und Sagenforschers Franz Xaver von Schönwerth erschien im Pressather Verlag Eckhard Bodner, herausgegeben vom Kulturkreis Pressath, eine Neuausgabe seines Hauptwerkes „Aus der Oberpfalz – Sitten und Sagen“. Der Volkskundler Harald Fähnrich aus Beidl (Landkreis Tirschenreuth), der vor vier Jahren im selben Verlag eine viel beachtete Publikation über „Lebendiges Brauchtum der Oberpfalz“ veröffentlichte, übernahm die Bearbeitung. Er gilt als einer der besten Kenner Schönwerths. Fähnrich hat in jahrelanger Arbeit die Texte der Originalausgabe Schönwerths neu erfassen lassen und um wichtige Zusatzinformationen erweitert.
In diesem Buch kann der Leser nachschlagen, wenn er wissen will, was es mit dem Mehlhund, dem Wechselbalg, dem Vorhimmel und der Hölle hinter dem Ofen auf sich hat; wenn er Kennzeichen und Wesen der Oberpfälzer Hexen und die Mittel, mit denen man sie bekämpfen kann, erforschen will; wenn er Bekanntschaft mit den Luftgeistern, den Gespensterwesen und -tieren (z.B. dem „Erdhammel“), den Wasser- und Waldgeistern, den Teufelsmenschen und –geistern machen will; wenn er sich für Liebeszauber, Zaubermittel gegen Zahn- und Kopfweh, Gelbsucht, Gicht, Todeszeichen und alte Bräuche rund um Hochzeit, Geburt und Sterben interessiert. Für alle Oberpfälzer, die eintauchen wollen in die mystische Welt ihrer Ahnen im 19. Jahrhundert, ist dieses Werk die passende Lektüre. Es bietet eine umfangreiche Stoffsammlung zur alten Oberpfälzer Sagen- und Brauchtumswelt.
Für die Neuausgabe hat Fähnrich in einem Vorwort Leben, Werk und Bedeutung des Autors Franz Xaver von Schönwerth ausführlich beschrieben und gewürdigt. Er hat auch erstmals Register der rund 330 Ortschaften, die in den Texten erwähnt sind, und Karten jedes einzelnen Oberpfälzer Landkreises mit den Belegorten erstellt. Außerdem wurde in mühevoller Kleinarbeit ein umfangreiches Personen- und Sachregister angefügt. Die auf diese Weise erschlossenen Texte bieten dem Leser, der sich für bestimmte Orte, Themen und Motive interessiert, ein schnelles Auffinden und eine praktische Handhabe. Für das opulente Werk mit rund 550 Seiten hat der Verlag ein modernes, abwechslungsreiches Schriftbild gewählt. Zahlreiche Illustrationen der jungen Künstlerin Eva Sixt aus Neustadt a.d. Waldnaab bereichern die Publikation mit phantasievollen und ausdrucksstarken Farbtafeln und Zeichnungen. Der Bilmesschneider, die Drud in Gestalt einer Katze, der Sagenkreis von Sonne und Mond, der Teufel als Liebhaber, der Feuergeist, der Wind und die Windin, Wasser-, Erdgeist und Hoymann, der Tod und viele andere Wesen nehmen auf diese Weise vor den Augen des Lesers Gestalt an und bereichern dieses grundlegende Werk zur Oberpfälzer Volkskultur.
Chr. Riedl-Valderaus: Arnika. Zeitschrift des Oberpfälzer Waldvereins 3, 2010, S. 193.