Prosa
Friedrich Brandl: Immer in Sichtweite. Ein Abecedarium.
Mit Illustrationen von Ina Meillan, edition lichtung, Viechtach 2019, 160 S., ISBN 978-3-941306-91-2, 14,90 €
„Du bist verantwortlich für das, was du dir vertraut gemacht hast“ heißt es im Buch „Der kleine Prinz“ von Antoine de Saint-Exupèry. Der Schriftsteller Friedrich Brandl hat diese Forderung immer auch auf seine Heimat, die Oberpfalz, bezogen. Er war schon als junger Mann Mitte der 1980er Jahre im Widerstand gegen den Bau der Wiederaufarbeitungsanlage für abgebrannte Brennstäbe aus Atomkraftwerken in Wackersdorf aktiv und beteiligt sich bis heute an Umwelt-, Naturschutz und Sozialprojekten in der Region. Kürzlich erschien der dritte Band seiner autobiografischen Erzählungen. Nach „Der Ziegelgassler – eine Kindheit nach dem Krieg“ und „Glock´n´ Roll – eine Jugend im Schatten der Martinskirche“, die überwiegend seiner Heimatstadt Amberg in der Nachkriegs- und ersten Wirtschaftswunderzeit ein Denkmal setzen, hat sich nun der Radius deutlich erweitert. Doch, wie der Titel vermuten lässt, bleibt die Heimat „immer in Sichtweite“. Die nach dem ABC geordneten Stichwörter liefern Episoden aus Brandls gesamter bisheriger Schaffenszeit als Lehrer, Autor, Familienmensch und Aktivist: Anekdoten aus dem Seminar-, Studien- und Schulalltag, Erinnerungen an Projekte mit Freunden und Weggefährten, Reisen, literarische Interessen, öffentliche Ehrungen, jüngst das Engagement in der Flüchtlingshilfe und vieles mehr. Dabei kommt auch sehr Persönliches zur Sprache: Familienerlebnisse als Vater und Opa, die Verwandtschaft in Ost und West, Krankheiten, ernste, ärgerliche und beglückende Vorfälle, Zweifel, Ängste und Leidenschaften. Durch die eingestreuten Gedichte werden die Aussagen noch einmal reflektiert.
Die originellen Buchillustrationen von Brandls Tochter, der Grafik-Designerin Ina Meillan, unterstreichen die humorvolle Note. Beispielsweise zeigen sie den Autor, wie er am Schreibtisch sitzt und sich den Kopf zermartert, um seine Ideen aufs Papier zu bringen. Um ihn herum schwirren seine Hirngespinste, die Gestalt angenommen haben. An anderer Stelle sieht man den Autor, wie er sich mit verrenkten Gliedern in einer Yoga-Übung versucht. Auf dem Cover ist der Schriftsteller, sich nachdenklich den Bart kraulend, in Wanderkleidung abgebildet; im Hintergrund erscheint eine Skizze der „Stadtbrille“, dem Wahrzeichen von Amberg.
Diese, im leichten Plauderton verfasste Rückschau Friedrich Brandls auf die unterschiedlichsten Aspekte, die das Leben bieten kann, ist sehr unterhaltsamer Lesestoff und regt dazu an, sich über die eigene Biografie Gedanken zu machen.
(Text: Chr. Riedl-Valder, veröffentlicht in: Juraland 6, 2019, S. 19)