Dauerbaustelle Steinerne Brücke in Regensburg bis 2017

 Probleme mit einer Baufirma sorgen für Verzögerungen bei der Sanierung

Bauarbeiten an der Steinernen Brücke in Regensburg (Foto: Riedl-Valder)

 

Bauarbeiten an der Steinernen Brücke in Regensburg (Foto: Riedl-Valder)

Die Steinerne Brücke, neben dem Dom das bekannteste Wahrzeichen der Welterbestadt Regensburg, ist eine technische Meisterleistung mittelalterlicher Baukunst und die älteste funktionsfähige Steinbrücke Deutschlands.. Die rund 870 Jahre alte Gewölbebrücke überspannt mit heute 15 sichtbaren Bögen (Spannweite rund 10 bis 17 Meter) und 14 Pfeilern (Breite rund 6 bis 8 Meter) auf einer Länge von rund 315 Metern den Nord- und Südarm der Donau sowie die beiden Wöhrde. Sie verbindet die durch den Fluss getrennten Stadtteile der Innenstadt mit den Inseln und Stadtamhof.

Einst entstand sie als Ersatz einer älteren Stromüberquerung. Schon Karl der Große (+ 814) ließ in Regensburg eine hölzerne Brücke bauen, die jedoch immer wieder den Naturgewalten zum Opfer fiel. Die reichen Regensburger Kaufleute, die für ihren Handel sichere Verkehrswege brauchten, entschlossen sich daher, mit Unterstützung durch den bayerischen Herzog Heinrich den Stolzen eine Steinbrücke zu finanzieren. Innerhalb von nur elf Jahren, vermutlich zwischen 1135 und 1146, wurde das Bauwerk unter der Leitung eines unbekannten Meisters errichtet. Dabei ließ er die Pfeiler direkt auf dem standfesten Flusskies auflagern und zum Schutz vor Unterspülung um sie herum inselförmige Vorbauten, die sogenannten Beschlächte, aus Eichenpfählen und Steinschüttungen bauen. Die Bögen und die Stirnwände der Steinernen Brücke bestehen aus behauenen Steinquadern. Dabei wurde überwiegend Regensburger Grünsandstein und Kalkstein verwendet. Das Innere der Brücke ist mit Gussmauerwerk, einem Gemisch aus Grünsandsteinbrocken und Kalkmörtel, aufgefüllt.Ursprünglich hatte die Brücke 16 Bögen; der erste Bogen verschwand jedoch unter dem Bau des im 16. Jahrhundert errichteten Salzstadels.

Lange Zeit war diese Brücke der einzige Donauübergang zwischen Ulm und Wien. Schon Kaiser Friedrich I. (+ 1190) verlieh ihr besondere Privilegien: ein eigenes Brückensiegel, ein Brückenmeisteramt mit besonderen Rechten und ein Zoll, der ihre Erhaltung finanzierte. Die Steinerne Brücke diente als Vorbild für andere große Steinbrückenbauten des 12. und 13. Jahrhunderts über die Elbe in Dresden, die Moldau in Prag (Judithbrücke; die Vorgängerin der heutigen Karlsbrücke), die Themse in London und die Rhône in Avignon. In früheren Jahrhunderten hatte die Steinerne Brücke ein anderes Aussehen. Von ehemals drei Türmen ist heute nur noch der Turm des Brücktores auf der Altstadtseite erhalten geblieben. Die nördliche Brückenbefestigung auf der Stadtamhofer Seite mit dem markanten Schwarzen Turm wurde von den Truppen Napoleons zerschossen. Der Mittlere Turm musste 1784 wegen der Zerstörungen durch Eisstoß abgebrochen werden. Auch die zahlreichen Mühlen auf den Pfeilervorlagen auf der Stadtseite wurden durch dieses Naturereignis zerstört.

Durch die Belastungen von Umwelt und Verkehr hat das Natursteinmauerwerk der Brücke nun in den letzten Jahrzehnten so sehr gelitten, dass man sie bereits Anfang 1997 für den Individualverkehr, im Sommer 2008 dann auch für den Busverkehr schließen musste. Vor allem führten Niederschläge, die in das Mauerwerk eingedrungen waren, in Verbindung mit Salzeinspülungen und Frosteinwirkung im Winter zur Zerstörung des Naturstein- und Fugengefüges. 2010 stimmte der Stadtrat einer umfassenden Sanierung der Steinernen Brücke zu. Für die Gesamtkosten wurden rund 20 Millionen Euro veranschlagt, wobei sich die Europäische Union, der Bund, der Freistaat Bayern, die bayerische Landesstiftung, der Bezirk Oberpfalz und weitere Institutionen mit Fördermitteln beteiligen.

Seit 2011 wird die Instandsetzung in vier Bauabschnitten durchgeführt. Wichtigstes Ziel ist eine schnelle Ableitung des Niederschlagswassers über den Plattenbelag und die Herstellung eines Abdichtungssystems für das historische Natursteinmauerwerk unter dem Plattenbelag. Dabei hat man sich die Karlsbrücke in Prag zum Vorbild genommen, die mit einer PU (=Polyurethan)-Spritzabdichtung versehen wurde, da diese sich aufgrund der gekrümmten Geometrie der Brücke sowohl den waagrechten als auch senkrechten Flächen am wirkungsvollsten anpassen kann. Eine Schwierigkeit bei dem ganzen Arbeitsprozess ist die Tatsache, dass für die Nutzer der Steinernen Brücke (über 120 000 Fußgänger und Radfahrer pro Jahr) jeweils ein Behelfssteg oder sogar ein Treppenturm im Bereich der jeweiligen Bauabschnitte errichtet werden muss, damit die Wegeverbindung zwischen den Stadtteilen Stadtamhof, Oberer Wöhrd und Altstadt aufrecht erhalten werden kann.

Beim Beginn der Maßnahme war man von einer Beendigung der Arbeiten im Jahr 2016 ausgegangen. Doch bereits bei der ersten Etappe gab es so gravierende Verzögerungen im Arbeitsfortgang durch die ausführende Münchner Werkstätte, dass ihr von Seiten der Stadt im Frühjahr der Auftrag entzogen werden musste. Der ursprüngliche Zeitplan war damit hinfällig und musste modifiziert werden. Man versucht nun, diese Verzögerung wettzumachen. Gelingt die planmäßige Fertigstellung des ersten Bauabschnitts nämlich nicht bis zum Jahresende, könnten hohe Zuschüsse verfallen. Auch mit dem zweiten Bauabschnitt, der unter anderem den Abriss der alten, aus dem 16. Jahrhundert stammenden, Brücke zum Oberen Wöhrd und den Neubau einer Rampenbrücke an dieser Stelle vorsieht, wurde bereits begonnen. Je nachdem, wie die laufenden Arbeiten nun vorangehen, rechnet man momentan mit einer Verzögerung von insgesamt zwölf Monaten. Das bedeutet für Einheimische und Touristen aus aller Welt noch mindestens vier Jahre lang der Anblick eines eingerüsteten und unter Planen versteckten Regensburger Wahrzeichens.

Chr. Riedl-Valder

 

aus: Altbayerische Heimatpost, 65. Jg., Nr. 34 (19.8.-25.8.2013), S. 29.

Bauarbeiten an der Steinernen Brücke in Regensburg (Foto: Riedl-Valder)

Bauarbeiten an der Steinernen Brücke in Regensburg (Foto: Riedl-Valder)