Denkmalpreis für Ehepaar Luber

 Private Initiative rettete das Raitenbucher Schloss in Kallmünz

Das Raitenbucher Schloss in Kallmünz (Foto: Riedl-Valder)

Das Raitenbucher Schloss in Kallmünz (Foto: Riedl-Valder)

Der historische Ortskern von Kallmünz, in vielen Prospekten als „Perle des Naabtals“ bezeichnet, wäre um einen wesentlichen malerischen Winkel ärmer, hätten sich Waltraud und Richard Luber nicht Mitte der 1990er Jahren entschlossen,das heruntergekommene Gebäude zu kaufen und wieder instand zu setzten. Das Raitenbucher Schloss, einst Freihaus der Ritter zu Raitenbuch, ist ein ein mächtiger, vierstöckiger Walmdachbau mit Eckerker und altem Fassadenputz. Es liegt unmittelbar neben der Rokoko-Pfarrkirche und prägt das gesamte Ortsbild. Errichtet wurde das Gebäude vermutlich in der zweiten Hälfte des 17. Jahrhundert direkt auf dem hier vorhandenen Felsgrund am Fuße des Burgberges. 1805 hat man es zur Schule umgebaut, den straßenseitigen Zugang mit Außentreppe geschaffen und 1884 um eine Etage aufgestockt.. 150 Jahre lang diente das Haus als Volksschule, später wurden darin Sozialwohnungen eingerichtet und es verfiel zusehends. Das Ehepaar Luber hat nach dem Erwerb jahrzehntelang an der Sanierung des Komplexes gearbeitet, um es in einen akzeptablen Gesamtzustand zu versetzen. Dabei konnte der historische Fassadenputz größtenteils erhalten werden. Für diesen beispielhaften Einsatz für die Denkmalpflege erhielten die Lubers nun den mit 20.000 Euro dotierten Denkmalpreisder Hypo-Kulturstiftung von Wissenschaftsminister Wolfgang Heubisch in München verliehen. Es handelt sich dabei um einen der beiden Hauptpreise, die heuer vergeben wurden. 

Alte Häuser zu retten scheint eine besondere Leidenschaft des Gastwirtsehepaars aus Kallmünz zu sein. So bewahrten sie schon den „Goldenen Löwen“, das Familienwirtshaus, dessen Anlage aus dem 18. und 19. Jahrhundert stammt, vor der drohenden Schließung. Im Laufe der Jahre machten sie daraus eine weithin bekannte, urige Begegnungsstätte mit typisch Oberpfälzer Küche, in eigener Brauerei gebrautem Zoigl Bier und anspruchsvollem Kulturprogramm. In den Nebengebäuden rund um den Innenhof sind Gästezimmer untergebracht. Auch dem „Bürstenbinder“, einem weiteren alten Wirtshaus, das aufgrund seiner Lage an der Naab und der dauernden Hochwassergefährdung eigentlich ein Abbruchobjekt war, ist nach dem Erwerb durch die Lubers eine erfolgreiche Zukunft als bodenständige „Erlebnisgastronomie“ gesichert. Es besitzt nämlich eine der kleinsten Gaststuben in der Oberpfalz mit uraltem, niedrigem Gebälk, ein paar Holztischen um einen Ofen und einer Eingangstür, an der man sich leicht den Kopf anstoßen kann. Die Pläne der Lubers für das Raitenbucher Schloss sehen für die Zukunft ebenfalls einegastronomische Nutzung mit besonderem Ambiente vor. Damit aber nicht genug, hat Richard Luber jüngst auch ein überzeugendes Konzept erarbeitet, wie das alte Rathaus von Kallmünzkünftig als kultureller Mittelpunkt des Ortes genutzt werden könnte.

Das zwischen der Vils und Naab gelegene Kallmünz mit seiner Burgruine und den engen alten Gassen ist aufgrund seiner idyllischen Lage und Landschaft seit über hundert Jahren ein bevorzugtes Ziel vieler Künstler und Touristen. Dass dieser Ort mitseinen knapp dreitausend Einwohnern den Charakter eines nachmittelalterlichen Marktes voll bewahren konnte und hier die historische Bausubstanz des 16. bis 18. Jahrhundert in ungewöhnlich reichem Maße noch vorhanden ist, verdankt man nicht zuletzt privatem Engagement, wie am Beispiel der Familie Luber ersichtlich wird.

Chr. Riedl-Valder

aus: Altbayerische Heimatpost 65. Jg., Nr. 32 (5.-11.8.2013), S. 23.