Grete Pickl: „Schmeckt’s? Gedichte und Texte übers Essen in Oberpfälzer MundartGrete Pickl: Schmeckt`s?

mit Fotografien von Georg Pickl.“ Verlag Bodner, Pressath 2009, ISBN 978-3-937117-83-6, EUR 14,90.

 

Eine originelle Neuerscheinung ist das kurz vor Weihnachten erschienene Buch „Schmeckt’s“ der Autorin Grete Pickl aus Kastl. Grete Pickl ist sowohl als Lyrikerin(zahlreiche Gedichte in Oberpfälzer Mundart für den „Oberpfälzer Heimatspiegel“, den „Eisengau“, die Amberger Zeitung, die Publikationen des Sindlbacher Kreises) als auch als Fachautorin und Referentin für Oberpfälzer Mundart und Brauchtum (u.a. beim Kreisbildungswerk Neumarkt) bekannt geworden.

Im vorliegenden Buch bringt sie in vielen kurzen und prägnanten Dialektgedichten treffend die Lebensfreude über die Fülle der Genüsse von Lewaknödla, Schweinan, über Küichla, Zwetschgakoucha bis zum Gräichatn, Obatzdn und Weltnburga zum Ausdruck. Ihre Schilderungen der Mühen vor dem Genuss, der Auswirkungen von zu viel Schlemmerei und der Sache mit den guten Vorsätzen sorgen für viel Erheiterung beim Leser. Eine Anekdote über ein Mittagessen mit Hindernissen, eine poetische Beschreibung, wie aus Holunderblüten Hullagsträibla werden, eine Abhandlung übers Krautmachen, Krautessen und Redensarten rund ums Kraut, all das findet sich in diesem Buch. Der hintersinnige Titel hat aber nicht nur die Frage nach dem Befinden im Bezug auf das Essen im Visier, sondern geht auch dem aktuellen Lebensgefühl mit kritischem Blick nach. Berge von Verpackungsmüll durch falsches Konsumverhalten, die Verführung der Jugend zum Saufen, das Gift im Essen, unsere Wohlstandsfülle, die Oberflächlichkeiten im alltäglichen Umgang sind ebenfalls Themen ihrer Gedichte.

„Schmeckt’s?“ ist zugleich die erste Gemeinschaftsproduktion der Familie Pickl aus Kastl, deren Mitglieder alle im künstlerisch-wissenschaftlichen Bereich tätig sind: Sprachwissenschaftler Simon Pickl schrieb im Vorwort über die Schwierigkeiten, Dialekt auf das Papier zu bringen und im Lesen dann richtig wieder zuerkennen. Die Grafikerin Helen Pickl übernahm die Gestaltung des Buches. Ihre Zeichnungen sind, ähnlich wie die Gedichte der Mutter, reduziert auf das Notwendigste und fangen in wenigen Strichen Gesichter, Körperhaltungen und Stimmungen ein. Fotograf Georg Pickl hat den Blick für die einfachen Bilder voller Aussagekraft. Er steuerte Momentaufnahmen in Schwarz-Weiß bei, die meist in unmittelbarem Bezug zu den Gedichten seiner Frau stehen, und deren Inhalte durch weitere Dimensionen bereichern.

Dr. Chr. Riedl-Valder

aus: Die Arnika. Zeitschrift des Oberpfälzer Waldvereins 1, 2010, S. 66.