Weltliteratur ins Bairische übersetztHarald Grill: A glaander aus luft

Harald Grill: A glaander aus luft. Bairische Nachdichtungen mit Zeichnungen von Mayan. lichtung verlag, Viechtach 2011. 64 S., ISBN 978-3-929517-93-4, 9,90 €

Die Landshuter Literaturtage waren 2011 dem Werk des Schriftstellers Harald Grill und gleichzeitig dem bairischen Dialekt gewidmet. Denn Grill verkörpert wie kaum ein anderer Autor im Freistaat den weltoffenen bayerischen Europäer, der seine Eindrücke und sein Lebensgefühl fern von beschränkter weißblauer Seligkeit mit treffenden Mundarttexten formuliert.

In seinem neuesten Gedichtband, "a glaander aus luft", lotet er die bairische Mundart von einer neuen Seite her aus. Er wagt den Versuch, Gedichte seiner Lieblingsautoren aus Tschechien, Spanien, Bulgarien, Frankreich, Amerika, Finnland, Italien, Serbien und Schweden ins Bairische zu übertragen. Darunter befinden sich Werke bekannter Schriftsteller wie Octavio Paz, Tomas Tanströmer, Thomas Brasch, Jiri Wolker und Philippe Jaccottet. Grill gelingen dabei oft bewegende Texte: „I bin net i / i bin der / der wo neber mir geht / ohne dass i n siehg / den wo i öfters bsuach / und den wo i öfters vergiß / der wo staad is / wenn i red / der wo nachgibt / wenn i stur bin. / der wo überall hikummt, wo i net bin / der wo aufrecht steh bleibn wird / wenn mi i niederleg zum sterbn“, lautet zum Beispiel seine Version auf ein Gedicht des Andalusiers Juan Ramón Jiménez, der 1956 den Literatur-Nobelpreis erhielt. Bedauerlich ist nur, dass das Original nicht mit abgedruckt wurde.

Indem Harald Grill fremdsprachliche Lyrik ins Bairische übersetzt, will er „mit dem Dialekt Brücken schlagen“, wie er im Nachwort schreibt, und holt Weltliteratur in die Mundart. Dabei machte er auch die Erfahrung, dass es „oft leichter ist, ein neues Gedicht zu schreiben, als eines aus einer anderen Sprache in den eigenen Sprachraum zu holen.“ Gleichwohl beweist Harald Grill mit dieser Publikation erneut seine Vielfalt und Feinfühligkeit im Umgang mit dem Dialekt.

Der Künstler Mayan, der schon viele Gedichtbände Grills illustrierte, lieferte auch diesmal faszinierende Schwarz-Weiß-Grafiken. Zeichenhafte, spielerisch symmetrisch angeordnete Formen, die an Menschen, Getier und Pflanzen erinnern, sind seine Antworten auf die Weitläufigkeit der Lyrik.

Dr. Chr. Riedl-Valder, aus: Passauer Neue Presse 8.12.2011